Von Nina Hobi
Ein Schuljahr lang ist eine Gruppe von Lehrpersonen in der Schweiz mit ihren Klassen in die Welt von CURE Runners abgetaucht. Das Besondere daran: die Kinder sind zwischen zehn und 12 Jahren alt – und damit nicht die „richtige“ Zielgruppe für unser Game, das doch recht hohe Ansprüche an die Spieler_innen stellt. Was bei diesem spannenden Experiment herausgekommen ist, lesen Sie hier.
Die Frage, ob gerade die Altersgruppe zwischen zehn und 12 Jahren sich von Alice’ Geschichte besonders angesprochen fühlen könnte, stand schon länger im Raum. In einem Pilotprojekt, initiiert von den Expert_innen der Beratungsstelle Digitale Medien in Schule und Unterricht – imedias (Pädagogische Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz) wurde nun ausprobiert, ob CURE Runners auch auf der Grundschulstufe als Einstieg in das Thema „Umgang mit Geld“ funktioniert.
Das Team von Three Coins hat sich sehr gespannt auf dieses Experiment eingelassen. Für uns stand neben der Frage, wie CURE Runners bei der jüngeren Altersgruppe ankommt, im Vordergrund, welche Themen rund um den Umgang mit Geld für die Kinder besonders relevant sind.
Im September 2015 lernten Eva und ich die motivierten Lehrerinnen und Lehrer der Projektgruppe kennen. Wir erzählten ihnen, wie CURE Runners entstanden ist, wie wir finanzielle Bildung verstehen und welchen Ansatz, welche Konzepte wir mit unseren Workshops rund um das Spiel verfolgen. Darauf folgte bereits die erste kreative Phase, wir setzten uns in Gruppen zusammen und dachten über altersgerechte Übungen nach, die dazu beitragen könnten, die Kinder aus der Abenteuerwelt von CURE Runners zurück in ihren Alltag und zu ihrem eigenen Umgang mit Geld zu führen. Ein vielversprechender Einstieg! (Die Fotos kann man genauer anschauen, wenn man sie anklickt!)
Claudia Fischer, Leiterin der Beratungsstelle imedias, war von allem Anfang an Feuer und Flamme für das Pilotprojekt und konnte die Beteiligung der Schulen am Projekt mit einem tollen Extra verbinden, das dank grosszügiger Sponsoren möglich wurde: alle Kinder der teilnehmenden Klassen erhielten für das Schuljahr ein iPad Mini, mit welchem sie sowohl in der Schule als auch zu Hause arbeiten und CURE Runners spielen konnten.
Die Verknüpfung des Umgangs mit digitalen Medien mit dem Thema finanzielle Bildung ergibt durchaus Sinn, wie wir immer wieder gerade im Gespräch mit Eltern und Lehrpersonen betonen. In beiden Bereichen, sowohl im Finanz-Alltag als auch in der Medienwelt, hat die Digitalisierung dazu geführt, dass die Kinder in einem ganz anderen Umfeld aufwachsen als das für ihre Eltern der Fall war. Nicht wenigen Eltern fällt es schwer, Schritt zu halten mit den schnellen Entwicklungen, sie staunen über die Fähigkeiten und das Wissen ihrer Kinder und machen sich gleichzeitig Sorgen über die Konsequenzen, die sich aus einem wenig verantwortungsbewussten Umgang mit diesen neuen Möglichkeiten ergeben könnten. Im Bereich der digitalen Medien folgte daraus schon vor einigen Jahren die Einbindung des Themas in die Lehrpläne der Grundschulen, und in der Schweiz ist es mit dem neuen Lehrplan 21 auch bezüglich der finanziellen Bildung soweit. Die Pilot-Lehrpersonen, allesamt bereits sehr erfahren in der Nutzung digitaler Medien für ihren Unterricht, entschieden selbst, auf welche Weise sie CURE Runners einsetzen wollten und welche anderen Materialien und Lehrmittel zum Thema sie zusätzlich konsultierten.
Schon zwei Wochen nach dem ersten Treffen durften wir zwei der Pilot-Klassen beim Start in das Projekt begleiten. Und es war sofort klar: CURE Runners kommt an. Die Kinder hatten zumindest bezüglich der Herausforderungen in Sachen Spielsteuerung überhaupt keine Probleme und schienen viel Spass beim Spielen zu haben. Und was uns besonders freute: sie verstanden auf Anhieb und ohne vorangehendes Gespräch darüber, dass CURE neben seiner Funktion als Heilmittel auch noch „Geld“ ist.
Das ganze Schuljahr begleitete Alice die Kinder, und die Lehrpersonen hielten ihre Erfahrungen in einem Projektblog fest. Die Einträge zeigen, dass es auch mit jüngeren Kindern durchaus möglich ist, die Geschichte und die Lerninhalte von CURE Runners aufzunehmen und Unterrichtseinheiten darauf aufzubauen. Das Game dient dabei, genau wie bei den älteren Schüler_innen, als Einstieg und Rahmen für die Beschäftigung mit dem Thema – wobei einer analogen Umsetzung nichts im Weg steht, wie die Playmobil-Version von Raynebow Island beweist:
Die von den Lehrpersonen durchgeführten Unterrichtseinheiten zeigen sehr schön auf, welche Beziehung Kinder in diesem Alter zu Geld haben und was ihnen wichtig ist am Umgang damit. Exemplarisch dafür die Antwort eines Kindes auf die Frage, was es tun würde, wenn es „eine Million Fünfräppler“ hätte:
Die Lehrpersonen brachten die Beschäftigung mit dem Game im Unterricht sowie die Nutzung der iPads auch in ihre Elternarbeit ein. Die Rückmeldungen waren unter dem Strich positiv, obwohl erkennbar ist, dass nach wie vor einige Eltern skeptisch sind, wenn es um die Nutzung der digitalen Medien sowohl zu Hause als auch in der Schule geht. Dass das Thema Geld bereits in der Primarschule behandelt werden soll, wurde jedoch klar befürwortet.
Im Juni 2016 wurde das Projekt abgeschlossen – ein voller Erfolg. CURE Runners lässt sich aus Sicht der Lehrpersonen und der Expert_innen der Beratungsstelle mit der entsprechenden Vorbereitung gut für die Altersstufe 10-12 Jahre einsetzen. Es ist jedoch sinnvoll, die Spiel-Sequenzen eng zu begleiten, die Schüler_innen dazu anzuhalten, die Texte im Spiel wirklich zu lesen und ihnen beim Verstehen der Story, des „grossen Ganzen“, zu helfen. Die Lehrpersonen haben einige ihrer Unterrichtseinheiten zu CURE Runners online zur Verfügung gestellt – wer möchte, kann also sofort loslegen! Wir freuen uns über weitere Erfahrungsberichte von Lehrpersonen und stehen gern mit Rat zur Seite, wenn Fragen aufkommen. Kontakt: [email protected].
Die Fotos in diesem Eintrag stammen aus dem Projektblog.