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Finanzbildung – jetzt mehr denn je!

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Wir alle spüren es bereits: COVID-19 stellt unsere Gesellschaft vor neue Herausforderungen. Als Ergänzung zu Gorans Video wollen wir unsere Gedanken auch schriftlich mit euch teilen.

Die Auswirkungen von COVID-19, das ist sicher, werden vielfältig und vor allem schwerwiegend sein. Bereits vor der Krise gab es in zahlreichen Bereichen großen Handlungsbedarf. Eine Lücke, die wir bei Three Coins früh erkannt haben und für deren Füllung wir uns seit 2012 aktiv einsetzen, ist die Finanzkompetenz.

Ein Auszug an Statistiken zeigt die Brisanz des Themas:

  • 2018 waren ca. 1,5 Millionen Menschen in Österreich armuts- oder ausgrenzungsgefährdet.1
  • Aktuell haben ca. 1 Million Haushalte in Österreich keine Ersparnisse.2
  • Die Hälfte aller Österreicherinnen und Österreicher sitzt auf Konsumschulden.3
  • Der dritthäufigste Grund für Überschuldung ist irrationales Konsumverhalten.4

Diese Zahlen und Fakten sind bereits für sich äußerst beunruhigend, jedoch wecken die bereits jetzt spürbaren Auswirkungen von COVID-19 eine zusätzliche Urgenz:

  • Mehr als 500.000 Menschen sind mit April 2020 arbeitslos gemeldet, Tendenz weiterhin steigend.5
  • Kurzarbeitsanträge und die Anzahl an davon betroffenen Arbeitsplätzen nehmen seit Beginn der Krise nicht ab.6
  • Branchen wie Tourismus, Gastronomie und Freizeitwirtschaft (15% des BIP, ca. 68 Milliarden €) genauso wie Kunst und Kultur, aber auch die Erwerbsarbeit von vielen Selbständigen sind stark gefährdet.

Auswirkungen auf Einzelpersonen und Gesellschaft

Unterm Strich können wir sagen: Jobs gehen verloren. Einkommensströme werden geringer oder gar komplett wegfallen. Das durchschnittlich verfügbare Haushaltseinkommen wird sinken, wodurch mit einer erhöhten Zahlungsunfähigkeit zu rechnen ist. Diese wird sich auf Konsum, insbesondere aber auch auf essentielle und notwendige Ausgaben wie jene für Miete und Strom auswirken.

Ebenfalls zu berücksichtigen ist der Verschuldungsgrad der österreichischen Haushalte und eine hier eintretende Zahlungsunfähigkeit. Beispielsweise könnten zukünftig viele Haushalte größeren finanziellen Verpflichtungen, wie der Tilgung von Hypothekarkrediten, nicht regulär nachkommen. Eine Stundung käme in diesem Fall wenig in Frage, da die Zahllast lediglich zeitlich verschoben würde, das Einkommen aber nicht gleichzeitig erhöht werden kann. Genauso bringt ein Aussetzen der Zinsen aufgrund des Niedrigzinsumfelds wenig Erleichterung.

Besonders hart betroffen sind Personen und Haushalte, die bereits in prekären bzw. armutsbetroffenen Verhältnissen leben oder statistisch als „finanziell arm“ betrachtet werden. Aktuelle Berechnungen europäischer Ökonom*innen zeigen beispielsweise, dass in rund 75% der als „finanziell arm“ geltenden Haushalte ein hohes Risiko des Jobverlusts des/der Hauptverdieners/-verdienerin besteht.7 Es bahnt sich eine Negativspirale an und armutsbetroffene Haushalte drohen, noch ärmer zu werden.

Finanzkompetenz – jetzt mehr denn je

Finanzkompetenz hilft, veränderte Situationen zu erkennen, zu verstehen und richtige Entscheidungen abzuleiten, was in turbulenten Zeiten wie diesen von großer Bedeutung ist. Systemische Fehler kann sie nicht glattstellen, jedoch Menschen dabei helfen, die eigenen Mittel sinnvoll und entsprechend der individuellen Situation richtig einzusetzen – und das über alle Einkommensgruppen hinweg.

Zusammenfassend ist klar, dass wir rechtzeitig reagieren und handeln müssen. Ein breitflächiges und wirkungsorientiertes Angebot für allgemeine Finanzkompetenz muss finanziert und ausgebaut werden, ebenso diverse Beratungs- und Betreuungsangebote. Bestenfalls können diese Aktivitäten an vorhandene oder geplante Unterstützungsmaßnahmen (z.B. durch das AMS etc.) gekoppelt werden, um eine Durchdringung zu gewährleisten. Eine direkte finanzielle Unterstützung und Entlastung von Haushalten muss ebenfalls mehr in den Fokus gerückt werden.

Es sind Zeiten wie diese, die uns zeigen, wie schnell und unerwartet sich die persönliche, aber auch die volkswirtschaftliche (finanzielle) Situation verändern kann – und die ebenfalls zeigen, dass Finanzkompetenz weit mehr ist als bloß der „gute Umgang mit Geld“. Finanzkompetenz bildet den Grundstein für eine resiliente, nachhaltig wachsende und vor allem partizipierende Zivilgesellschaft.

Essentielle Skills für turbulente Zeiten

Und was kann jede und jeder von uns nun konkret tun, um während und nach turbulenten Zeiten wie diesen gut über die Runden zu kommen und dabei bestenfalls auch noch seine/ihre Wünsche zu erfüllen?

Die Bildungsreise für die Aneignung von Finanzkompetenz kann sehr weitreichend sein. In Anbetracht der Umstände rund um COVID-19 wollen wir jedoch auf die essentiellen Skills fokussieren. Diese stellt Goran in diesem zweiten Video kurz vor – konkrete Tipps findest du laufend auf unserer facebook-Page.

Quellen:

1 Quelle: Statistik Austria, Bericht: Wie geht’s Österreich 2019

2 Quelle: https://www.ing.at/fileadmin/uploads/PI_Ersparnisse2019.pdf

3 Nachlese inkl. Quelle: https://www.derstandard.at/story/2000079031538/haelfte-der-oesterreicher-sitzt-auf-konsumschulden

4 Quelle: https://www.schuldenberatung.at/downloads/infodatenbank/schuldenreport/asbFactSheet_SR16_Gruende_Ueberschuldung.pdf

5 Quelle: https://www.ams.at/arbeitsmarktdaten-und-medien/arbeitsmarkt-daten-und-arbeitsmarkt-forschung/arbeitsmarktdaten

6 Nachlese: https://www.diepresse.com/5800140/mehr-als-eine-million-osterreicher-in-kurzarbeit-oder-arbeitslos

7 Quelle: https://voxeu.org/article/finances-european-households-through-pandemic