Fortifying Futures-Lab am European Forum Alpbach

Fortifying Futures-Lab am European Forum Alpbach

16. September 2024

Bereits zum dritten Mal durften wir am European Forum Alpbach als Facilitators ein Format gestalten und moderieren. Möglich gemacht wurde auch dieses Lab durch die ERSTE Stiftung. Diesmal war die Themenstellung besonders spannend: Fortifying Futures – ein Aktionslabor zur Transformation des Pensionssystems in Österreich.

Ziel dieses 1,5-tägigen Labs war es, gemeinsam mit Expert*innen und Vertreter*innen verschiedener Stakeholder-Gruppen den Grundstein dafür zu legen, Österreichs Pensionssysteme zu reformieren, um sie den veränderten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bedingungen anzupassen. Gemeinsam haben die Teilnehmenden an umsetzbaren Strategien für ein nachhaltiges Pensionssystem gearbeitet.

Strukturiert war das Lab in drei große Blöcke:

Teil 1: Herausforderungen identifizieren und angehen

Im ersten Schritt sollten die Teilnehmenden identifizieren, welche Herausforderungen in Bezug auf das österreichische Pensionssystem überhaupt angegangen werden müssen. Fundierten wissenschaftlichen Input hierzu lieferten unsere beiden Expert*innen: Rainer Münz (Central European University) stellte die wichtigsten Trends, Optionen und Herausforderungen vor, mit denen das österreichische Pensionssystem konfrontiert ist. Monika Köppl-Turyna (ECO Austria) beschrieb zu erwartende demografische Veränderungen, ordnete Österreich in einem Ländervergleich ein und betonte die Dringlichkeit von Anpassungen als Reaktion auf die strukturellen Herausforderungen.

Im Anschluss wurden basierend auf vier Personas in unterschiedlichen Lebenslagen jeweilige Herausforderungen und Bedürfnisse in Bezug auf das Pensionssystem analysiert. Themen, die dabei diskutiert wurden, waren u.a. die Deckung von Lebenshaltungskosten in der Pension, die spezifischen Herausforderungen für Frauen und insbesondere Mütter sowie mögliche Auswirkungen einer Selbständigkeit auf die spätere Pension. Auch in die Lebenswelt von Jugendlichen mit ihren ganz spezifischen Sorgen und Herausforderungen haben wir uns hineinversetzt.

Teil 2: Inspiration und Analyse

Auch dieser Block wurde mit Experten-Inputs eröffnet: Søren Obling (Finabro) präsentierte eine tiefgehende Analyse des dänischen Pensionssystems, das international als Best Practice gilt. Zur weiteren Inspiration präsentierte David Mayer-Heinisch (froots) die Idee, Kapitalinvestitionen bereits bei Geburt eines Kindes zu starten.

Im Anschluss wurden mithilfe von SWOT-Analysen Stärken, Schwächen, Potentiale und Risiken des österreichischen und des dänischen Pensionssystems eruiert und verglichen. Das ermöglichte einen guten Überblick über die jeweils positiven und herausfordernden Aspekte dieser beiden sehr unterschiedlichen Systeme.

Abgeschlossen wurde dieser Teil des Labs mit einer Session zur Ideengenerierung. Auf kreative und effiziente Weise wurde eine Vielzahl an möglichen Maßnahmen, um das Pensionssystem in Österreich zu reformieren, gesammelt.

Teil 3: Kollaboration

Basierend auf den gesammelten Maßnahmenvorschlägen und den Diskussionen an Tag 1 wurden vier Themenfelder identifiziert, die im Rahmen der letzten Session näher beleuchtet und mit konkreten Maßnahmenvorschlägen bestückt werden sollten:

  1. Staatsausgaben stabilisieren/optimieren
  2. Gute individuelle Absicherung für alle Pensionist*innen
  3. Reformen der betrieblichen Altersvorsorge und Abfertigung Neu
  4. Reformen des Pensions- und Vorsorgekassengesetzes

In Gruppen wurden daraufhin bestehende Vorschläge vertiefend diskutiert und weitere mögliche Maßnahmen entwickelt. Ergebnis der Diskussionen war eine Fülle möglicher Strategien, um den Herausforderungen des aktuellen Pensionssystem zu begegnen.

Abschließenden wurden die vorgeschlagenen Maßnahmen durch die Teilnehmeden im Hinblick auf Wirksamkeit und Machbarkeit bewertet. So konnten schlussendlich in jedem Aktionsfeld Maßnahmen identifiziert werden, die auf beiden Ebenen gute Ergebnisse erzielen können.

Hier einige besonders gut bewertete Ideen:

  • Arbeitsmarktmaßnahmen für die Zielgruppe 50+, z. B. durch ein Bonus/Malus-System für Arbeitgeber*innen, um Menschen länger in Beschäftigung zu halten
  • Möglichkeit ab dem Pensionsantrittsalter eine Teilpension in Anspruch zu nehmen – also nicht ganz in Pension zu gehen, sondern einen Teil der Pension zu beanspruchen und den anderen Teil weiter durch Arbeit zu decken.
  • Verankerung der betrieblichen Vorsorge mit Beiträgen von Arbeitgeber*innen und -nehmer*innen in den Kollektivverträgen.

Weitere Schritte

Um den Schwung des Labs zu erhalten, wird in den nächsten Wochen eine Taskforce zur Pensionsreform gegründet, die ab dem vierten Quartal 2024 regelmäßig zusammenkommen wird, um die Umsetzung der entwickelten Maßnahmen voranzutreiben und den Fortschritt zu beobachten. Danke an das Europäische Forum Alpbach, die ERSTE Stiftung und die Vienna Insurance Group für die Initiative. Wir freuen uns sehr, dass wir Teil dieser wichtigen Initiative sein dürfen.